Sonderurlaub in Österreich? Was gilt bei Hochzeit, Todesfall, Umzug & anderen Anlässen?

Autor: Nina Zimmer
Kategorien: Urlaub & Abwesenheit
Published:

Ob Hochzeit, Todesfall, ein geplanter Umzug oder die Geburt eines Kindes – es gibt viele persönliche Ereignisse, bei denen Arbeitnehmer:innen in Österreich von ihrer Arbeitspflicht entbunden werden können. Häufig fällt in diesem Zusammenhang der Begriff Sonderurlaub.

Doch was steckt rechtlich eigentlich dahinter? Und wann besteht Anspruch auf bezahlte Freistellung? 

In diesem Beitrag klären wir die wichtigsten Fragen rund um den Sonderurlaub in Österreich, geben einen Überblick über die gängigsten Dienstverhinderungsgründe und erklären praxisnah, wie Sonderurlaub beantragt werden sollte.

1. Was ist Sonderurlaub in Österreich?

Der Begriff Sonderurlaub ist im österreichischen Arbeitsrecht zwar geläufig, jedoch gesetzlich nicht eindeutig definiert. Stattdessen spricht man arbeitsrechtlich korrekt von einer sogenannten Dienstverhinderung. Diese liegt vor, wenn Arbeitnehmer aus wichtigen persönlichen Gründen – etwa einer Hochzeit, einem Todesfall in der Familie oder der Geburt eines Kindes – nicht zur Arbeit erscheinen können. In solchen Fällen besteht ein Anspruch auf Entgeltfortzahlung, ohne dass dafür Urlaub konsumiert werden muss.

1.1.Gesetzliche Grundlage Sonderurlaub

Die rechtliche Grundlage für den sogenannten Sonderurlaub – korrekt: Dienstverhinderung mit Entgeltfortzahlung – findet sich in

gesetz Österreich

Ein Anspruch auf Entgeltfortzahlung besteht demnach, wenn Arbeitnehmer:

  • aus wichtigen persönlichen Gründen verhindert sind,
  • die Situation unvorhersehbar eingetreten ist,
  • sie kein eigenes Verschulden trifft und
  • die Verhinderung nur für eine verhältnismäßig kurze Zeit andauert.

Tipp

Werfen Sie auf jeden Fall einen Blick in den geltenden Kollektivvertrag! Diese enthalten oftmals konkrete Bestimmungen über die Gründe und Dauer der Dienstverhinderung.

2. Wird Sonderurlaub bezahlt?

Ja, für die Dauer des Sonderurlaubs bzw. die Dienstverhinderung wird das Entgelt weiterhin bezahlt. 

Das bedeutet: Für die Dauer der Freistellung erfolgt keine Kürzung des Urlaubsanspruchs und auch keine Minderung des Gehalts. 

Der Anspruch auf Entgeltfortzahlung besteht jedoch nur, wenn ein anerkannter Grund für die Abwesenheit vorliegt und der Arbeitnehmer tatsächlich an der Arbeitsleistung gehindert ist.

Beispiel

Findet etwa die Hochzeit der Tochter an einem Samstag statt und arbeitet der Arbeitnehmer regulär nur von Montag bis Freitag, liegt keine Verhinderung der Arbeitszeit vor – entsprechend besteht auch kein Anspruch auf einen zusätzlichen Sonderurlaubstag.

Wichtig

Sonderurlaubstage dürfen nicht einfach vom Urlaubskonto abgezogen oder mit Zeitausgleich verrechnet werden. Es handelt sich um einen eigenständigen arbeitsrechtlichen Anspruch. Wie sie den normalen Urlaubsanspruch berechnen, lesen Sie hier.

Aushang

3. Typische Anlässe für Sonderurlaub – diese Gründe gelten

In Kollektivverträgen finden sich häufig Listen mit Gründen für eine Dienstverhinderung, die einen Anspruch auf Entgeltfortzahlung für eine bestimmte Dauer rechtfertigen. Diese Gründe sind beispielhaft, was bedeutet: auch wenn ein konkreter Grund nicht ausdrücklich im Kollektivvertrag genannt wird, kann dennoch ein Anspruch auf bezahlte Freistellung bestehen – abhängig von den jeweiligen Umständen.

Zu den klassischen Fällen zählen unter anderem:

  • Hochzeit
  • Eheschließungen naher Angehöriger
  • Geburt eines Kindes
  • Todesfälle oder Begräbnisse im Familienkreis
  • Wohnungswechsel
  • Vorladung bei Gericht
  • notwendige Arzttermine

Vermeiden Sie Unsicherheiten und schützen Sie sich vor unnötigem Mehraufwand – mit timr behalten Sie den Überblick über Sonderurlaub und alle anderen Abwesenheiten. Jetzt mehr erfahren!

3.1. Eigene Hochzeit

Bei der eigenen Hochzeit haben Arbeitnehmer in Österreich oftmals Anspruch auf einen Tag Sonderurlaub.

Beispiel

Eine Angestellte heiratet an einem Freitag. Sie beantragt rechtzeitig Sonderurlaub für diesen Tag und muss keinen Urlaubstag dafür konsumieren.

Eigene Hochzeit

3.2. Eheschließung naher Angehöriger

Auch die Hochzeit naher Angehöriger kann in manchen Kollektivverträgen als Grund für eine Dienstverhinderung gelten – insbesondere bei Geschwistern oder eigenen Kindern.

Beispiel

Der Bruder eines Mitarbeiters feiert am Montag seine Hochzeit. Laut Kollektivvertrag des Unternehmens wird dafür ein Tag Sonderurlaub gewährt. Der Mitarbeiter beantragt diesen Tag frühzeitig und erhält dafür die bezahlte Freistellung.  

3.3. Geburt eines Kindes

Väter erhalten in vielen Kollektivverträgen einen oder auch mehrere Tage Sonderurlaub zur Geburt ihres Kindes, unabhängig vom Papamonat oder Karenz.

Diese Regelung soll kurzfristig entlasten und Vätern die Möglichkeit geben, bei der Geburt anwesend zu sein.

Beispiel

Ein Mitarbeiter wird an einem regulären Arbeitstag Vater. Er informiert seinen Arbeitgeber am Morgen der Geburt und erhält für diesen Tag die bezahlte Freistellung.

3.4. Todesfall von nahen Angehörigen

Todesfall von nahen Angehörigen

Ein besonders häufiger Anlass für Sonderurlaub ist ein Todesfall in der Familie.

Beim Todesfall eines nahen Familienangehörigen, dazu zählen Eltern, Geschwister, Ehepartner und Kinder, stehen in der Regel ein bis drei Tage Sonderurlaub zu. Für die Teilnahme an der Beerdigung kann der längere Zeitraum gerechtfertigt sein.

Beispiel

Nach dem plötzlichen Tod seiner Mutter erhält ein Mitarbeiter drei Tage Sonderurlaub. Die Teilnahme an der Trauerfeier in einem anderen Land rechtfertigt dies.

3.5. Umzug

Ein Umzug kann ebenfalls einen bezahlten Sonderurlaub rechtfertigen. Voraussetzung ist meist, dass der Umzug innerhalb der regulären Arbeitszeit stattfindet, der Hauptwohnsitz gewechselt wird und keine andere Möglichkeit für den Umzug besteht. Häufig ist ein Tag Sonderurlaub vorgesehen.

Beispiel

Eine Mitarbeiterin zieht berufsbedingt von Graz nach Linz um. Sie erhält einen Tag Sonderurlaub für den Umzugstag.

3.6. Vorladung zu Behörden

Muss man etwa als Zeuge vor Gericht erscheinen, besteht auch hier Anspruch auf bezahlte Dienstverhinderung.

Beispiel

Ein Angestellter wird als Zeuge in einem Zivilprozess geladen. Er informiert seinen Arbeitgeber und bekommt für den Tag der Verhandlung Sonderurlaub.

3.7. Arztbesuch

Arztbesuche während der Arbeitszeit gelten nur dann als Dienstverhinderung, wenn diese unaufschiebbar sind und während der Arbeitszeit erfolgen müssen. Genauere Informationen dazu finden sich hier: Arztbesuche während der Arbeitszeit

Beispiel: Eine Mitarbeiterin hat einen akuten Zahnschmerz und bekommt kurzfristig einen Notfalltermin beim Zahnarzt während der Arbeitszeit. Dieser Fall gilt als Dienstverhinderungsgrund.

3.8. Sonderfall: Pflegefreistellung

Bei einer plötzlichen Erkrankung eines nahen Angehörigen, der im gemeinsamen Haushalt lebt, besteht ein Anspruch auf Pflegefreistellung.

Dieser Anspruch ist in erster Linie in § 16 des Urlaubsgesetzes verankert, wird jedoch zusätzlich auch als Dienstverhinderungsgrund durch § 8 Abs. 3 Angestelltengesetz (AngG) sowie § 1154b Abs. 5 ABGB rechtlich abgesichert.

Pflegefreistellung

Beispiel

Erkrankt der Sohn eines Mitarbeiters unerwartet und ist der Anspruch auf Pflegefreistellung gemäß Urlaubsgesetz bereits ausgeschöpft, kann der Vater dennoch weiterhin Anspruch auf Entgeltfortzahlung haben – vorausgesetzt, es steht keine andere Person zur Verfügung, die die Pflege übernehmen könnte.

4. Wie viele Sonderurlaubstage stehen Mitarbeitenden zu?

Die Anzahl der Sonderurlaubstage hängt stark vom jeweiligen Kollektivvertrag ab. Kollektivverträge weisen einzelnen Dienstverhinderungsgründen häufig ein konkretes Zeitkontingent zu – teils in Form einer fixen Dauer, teils lediglich als maximale zeitliche Obergrenze.

Im Angestelltengesetz (AngG) ist von einer „relativ kurzen Zeit“ die Rede, meist sind das ein bis drei Tage je nach Anlass. In manchen Fällen z. B. bei einem Todesfall oder bei Pflegefreistellung können auch bis zu einer Woche genehmigt werden.

Beispiele aus verschiedenen Kollektivverträgen:

In jedem Fall ist der Sonderurlaub nicht auf das Urlaubskonto anzurechnen, da es sich um einen eigenständigen arbeitsrechtlichen Anspruch handelt. Arbeitgeber dürfen Dienstverhinderungen auch nicht mit Zeitausgleich verrechnen.

5. Sonderurlaub beantragen: Meldepflichten und Nachweise gegenüber dem Arbeitgeber

Bei Sonderurlaub und Dienstverhinderungen gilt: Arbeitgeber müssen umgehend informiert werden – am besten schriftlich oder per E-Mail. 

Ist der Anlass vorhersehbar, etwa eine Hochzeit oder Umzug, sollte die Mitteilung rechtzeitig im Voraus erfolgen. In vielen Unternehmen kommen dafür interne Formulare zum Einsatz.

Wichtig

Auf Wunsch des Arbeitgebers muss der Grund der Abwesenheit nachgewiesen werden. Eine bestimmte Form ist dabei gesetzlich nicht vorgeschrieben – üblich sind z. B. Einladungen, amtliche Vorladungen oder Sterbeurkunden. Fordert der Arbeitgeber einen spezifischen Nachweis, etwa ein offizielles Formular, muss er die Kosten dafür übernehmen.

Je klarer und vollständiger die Angaben, desto schneller kann geprüft werden, ob ein Anspruch auf Sonderurlaub besteht – und wie lange.

Eine digitale Zeiterfassungssoftware wie timr macht Schluss mit Zettelwirtschaft und Unsicherheiten – beantragen Sie Sonderurlaub und Dienstverhinderungen einfach, schnell und digital.

Jetzt timr kennenlernen und Arbeitsprozesse erleichtern.