Gleittag einfach erklärt: So setzen Sie ihn im Betrieb richtig um
Gleittage sind eine Möglichkeit, Plusstunden flexibel auszugleichen.
Für Arbeitgeber bedeutet das weniger angehäufte Überstunden, eine höhere Motivation bei den Mitarbeitern und eine flexible Personalplanung im Betrieb.

In diesem Beitrag erfahren Sie, wie ein Gleittag in Deutschland berechnet wird, welche Vor- und Nachteile dieser bietet und worauf Sie bei der Umsetzung in Ihrem Unternehmen achten sollten.
Inhaltsverzeichnis
1. Was ist ein Gleittag in Deutschland?
Ein Gleittag ist ein bezahlter, arbeitsfreier Tag, den Beschäftigte nehmen können, um zuvor angesammelte Plusstunden auf ihrem Gleitzeitkonto in Freizeit auszugleichen.
Meist kommt der Gleittag im Rahmen von Gleitzeit vor. Gleittage können aber auch außerhalb eines Gleitzeitmodells genutzt werden – z. B. zum Abbau von Überstunden.

Beispiel
- Klara arbeitet Vollzeit in einem Unternehmen (40 Stunden pro Woche) und hat eine Gleitzeitvereinbarung.
- Mit dem Unternehmen ist ein Freizeitausgleich vereinbart, sodass Klara ihre angesammelten Plusstunden für Gleittage nutzen kann.
- Um einen Gleittag zu nehmen, muss sie dies bei ihrem Vorgesetzten beantragen. Dafür muss sie zunächst allerdings mindestens 8 Plusstunden auf ihrem Arbeitszeitkonto aufgebaut haben, damit sie den ganzen Gleittag verbrauchen kann.
Effizient. Transparent. Rechtssicher.
timr unterstützt Sie bei der gesetzeskonformen Arbeitszeiterfassung – inklusive Gleitzeitregelungen. So haben Sie jederzeit den vollen Überblick.
2. Wie wird ein Gleittag berechnet?
Ein Gleittag wird über das Arbeitszeitkonto der Mitarbeiter berechnet. Dort werden die tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden (Ist-Stunden) erfasst und mit der vertraglich vereinbarten Arbeitszeit (Sollstunden) verglichen.
Die Differenz ergibt den Kontostand.

Wenn das Zeitkonto eine bestimmte Anzahl an Plusstunden aufweist, kann der Mitarbeiter diese mit entsprechender Vereinbarung in Form eines Gleittages ausgleichen.
3. Wie sind Gleittage in Deutschland gesetzlich geregelt?
In Deutschland gibt es keine konkrete gesetzliche Regelung für Gleittage.
Allerdings gelten im Zusammenhang mit Gleittagen und Gleitzeitmodellen einige Gesetze, die Unternehmen beachten müssen:
- Arbeitszeitgesetz (ArbZG): Arbeitgeber müssen sicherstellen, dass die tägliche Höchstarbeitszeit, Pausen und Ruhezeiten eingehalten werden.
- Bundesurlaubsgesetz (BUrlG): Gleittage wirken sich nicht auf den gesetzlichen Urlaubsanspruch aus. Dieser bleibt regulär bestehen.
- Mutterschutzgesetz (MuSchG) und Jugendarbeitsschutzgesetz (JArbSchG): Für Schwangere, stillende Mütter und minderjährige Beschäftigte gelten strengere Regeln – z. B. was die tägliche Höchstarbeitszeit oder Pausen betrifft.
4. Wann und wie darf ein Gleittag genommen werden?
Grundsätzlich hängt es von der individuellen Vereinbarung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer ab, wann und wie ein Gleittag genommen werden darf.
Denn es gibt keine rechtliche Grundlage, die den Anspruch auf Gleittage oder die Bedingungen für deren Nutzung ausdrücklich regelt.
Unternehmen können daher eigene Regelungen festlegen und sollten sich dabei folgende Fragen stellen:
- Gibt es eine bestimmte Mindestanzahl an Plusstunden, die Arbeitnehmer für einen Gleittag ansammeln müssen?
- Dürfen Mitarbeiter nur ganze oder auch halbe Gleittage nehmen?
- Welche Vorlaufzeiten müssen Mitarbeiter einhalten, wenn sie einen Gleittag nehmen möchten?
- Wie ist vorzugehen, wenn Mitarbeiter mehrere Gleittage am Stück nehmen möchten? Ist dies überhaupt erwünscht?
5. Welche Vor- und Nachteile haben Gleittage?

Vorteile
für Arbeitgeber
- Mitarbeiter können ihre Arbeit während der produktivsten Zeit erledigen, was die Leistungsfähigkeit steigert
- Gleitzeitmodelle mit Option auf Gleittage machen das Unternehmen als Arbeitgeber attraktiver
- Krankheits- und Fehlzeiten können reduziert werden
- Gleittage erleichtern die Organisation von geteilten Arbeitsplätzen
Vorteile für Arbeitnehmer
- Motivation und Zufriedenheit der Mitarbeiter werden erhöht
- Beruf und Privatleben lassen sich besser vereinbaren
- Bessere Arbeitsergebnisse, weil man produktive Zeiten gezielt nutzen und unproduktive Tage ausgleichen kann
Nachteile für
Arbeitgeber
- Schwierigere Abstimmung zwischen Kundenanforderungen und Mitarbeiterwünschen (z. B. bei Servicezeiten)
- Risiko von Arbeitszeitbetrug bei der Zeiterfassung
Nachteile für
Arbeitnehmer
- Gleittage verfallen, wenn Mitarbeiter krank werden
- Abstimmung im Team erfordert mehr Aufwand
6. Was ist der Unterschied zwischen Gleittagen und Überstunden?
Gleittage entstehen aus zuvor angesammelten Plusstunden auf dem Gleitzeit- oder Arbeitszeitkonto und werden als Freizeit genommen.
Überstunden sind auch Plusstunden, die aber in der Regel ausgezahlt werden, sofern nicht ausdrücklich ein Freizeitausgleich vereinbart ist.
7. Wie können Sie Gleittage in Ihrem Unternehmen umsetzen?
Wenn Sie in Ihrem Unternehmen Gleittage ermöglichen möchten, braucht es klare Regeln und eine Planung im Vorhinein.
7.1. Grundlage wählen
Überlegen Sie sich zunächst, wie Sie Gleittage ermöglichen möchten:
- Gleitzeitvereinbarung: Mitarbeiter sammeln Plus- und Minusstunden auf einem Arbeitszeitkonto. Plusstunden können als Gleittage ausgeglichen werden. Minusstunden müssen zu einem späteren Zeitpunkt nachgearbeitet werden.
- Freizeitausgleich für Überstunden: Alternativ können Gleittage auch als Ausgleich für geleistete Überstunden dienen.
7.2. Regeln festlegen
Klären Sie die konkreten Rahmenbedingungen für Gleittage:
- Sind nur ganze oder auch halbe Gleittage möglich?
- Gibt es eine maximale Anzahl an Gleittagen pro Jahr?
- Können Gleittage verfallen, wenn sie nicht verbraucht werden?
- Wie und mit welcher Vorlaufzeit müssen Mitarbeiter einen Gleittag beantragen?
- Wer genehmigt den Gleittag?
- Wie werden Gleittage dokumentiert?
Halten Sie alle Regelungen mit Ihren Mitarbeitern schriftlich fest, entweder in einer Betriebsvereinbarung oder in einer Einzelvereinbarung.

Wichtig
Wenn es in Ihrem Unternehmen einen Betriebsrat gibt, hat dieser ein Mitbestimmungsrecht bei der Einführung und Gestaltung von Gleitzeitregelungen (§ 87 Abs. 1 Nr. 2 und 3 Betriebsverfassungsgesetz).
7.3. Mitarbeiter informieren
Stellen Sie sicher, dass alle Mitarbeiter die Regeln für Gleittage kennen.
Erklären Sie,
- wie Gleittage beantragt werden,
- welche Vorlaufzeiten einzuhalten sind, und
- welche Rahmenbedingungen gelten.

Mit einer transparenten Kommunikation und Dokumentation sorgen Sie dafür, dass alle Arbeitnehmer die Möglichkeiten richtig nutzen und vermeiden Missverständnisse.
7.4. Digitale Zeiterfassung nutzen
Verwenden Sie eine digitale Zeiterfassung, um Gleittage zu verwalten. Sie ermöglicht es, Arbeitszeiten sowie Plus- und Minusstunden auf dem Arbeitszeitkonto voll automatisch zu erfassen. Meist bieten solche Software-Lösungen auch zusätzliche Funktionen an, um Abwesenheiten zu überblicken und zu verwalten.
Gerade bei flexiblen Arbeitszeitmodellen ist es wichtig, Plusstunden von Überstunden und Zuschlägen sauber zu trennen. Mit der digitalen Arbeitszeiterfassung von timr ordnen Sie alle Stunden dem richtigen Konto zu. So sparen Sie Aufwand in der Verwaltung und sorgen für eine korrekte Lohnabrechnung.
Jetzt mehr über das Modul Überstunden und Zuschläge erfahren
Oder probieren Sie timr einfach unverbindlich aus!
8. Die wichtigsten Fragen zu Gleittagen
Was passiert, wenn Arbeitnehmer am Gleittag krank werden?
Was passiert, wenn Arbeitnehmer am Gleittag krank werden?
Erkrankt der Mitarbeiter an einem genehmigten Gleittag, verfällt der Gleittag und die Plusstunden werden nicht wieder gutgeschrieben. Dies lässt sich mit dem Fall vergleichen, wenn Mitarbeiter am Wochenende krank werden. Auch hier werden die Stunden nicht gutgeschrieben, da es sich bereits um freie Tage handelt.

Lesetipp: Wann besteht ein Anspruch auf Lohnfortzahlung im Krankheitsfall
Können Mitarbeiter den Gleittag ohne Absprache nehmen?
Können Mitarbeiter den Gleittag ohne Absprache nehmen?
Ob Mitarbeiter einen Gleittag ohne vorherige Absprache nehmen können, hängt von der individuellen Vereinbarung im Unternehmen ab. In den meisten Fällen ist in der Praxis eine Abstimmung mit dem Vorgesetzten erforderlich.
Wie viele Gleittage stehen Arbeitnehmern zu?
Wie viele Gleittage stehen Arbeitnehmern zu?
Einen generellen Anspruch auf eine bestimmte Anzahl an Gleittagen gibt es nicht. Wie viele Gleittage Mitarbeiter im Jahr nehmen dürfen, hängt immer von der jeweiligen Vereinbarung ab.
Manche Unternehmen lassen ihre Beschäftigten die aufgebauten Plusstunden flexibel ausgleichen. Dadurch können Mitarbeiter in arbeitsintensiven Phasen mehr Stunden leisten und diese dann in ruhigeren Zeiten wieder durch Gleittage abbauen.
Auch ist es möglich, dass Betriebe Obergrenzen festlegen – z. B. maximal 10 Gleittage pro Jahr. Werden mehr Stunden angesammelt, werden diese dann in der Regel ausbezahlt.
Wird ein Gleittag bezahlt?
Wird ein Gleittag bezahlt?
Ja, ein Gleittag wird bezahlt. Beschäftigte haben die Stunden bereits erarbeitet und „verbrauchen“ diese am Gleittag.
Ist ein Gleittag Urlaub?
Ist ein Gleittag Urlaub?
Nein, ein Gleittag zählt nicht als Urlaub. Er hat nichts mit regulärem Urlaub, Sonderurlaub oder einer Freistellung zu tun. Mitarbeiter gleichen vielmehr ihre Plusstunden in Form von Freizeit aus, ohne dass dies den Urlaubsanspruch beeinflusst.