Freitzeitausgleich in Deutschland
Freitzeitausgleich ist ein zentraler Begriff im deutschen Arbeitsrecht, der sowohl Arbeitgebern als auch Arbeitnehmern Flexibilität in der Gestaltung der Arbeitszeit bietet.
Dieser Artikel beleuchtet, was Freizeitausgleich bedeutet, wie er funktioniert und was Sie dabei beachten sollten. Zudem werden praxisnahe Tipps und Beispiele für den beruflichen Alltag gegeben, um die Vorteile des Zeitausgleichs optimal zu nutzen.
Inhaltsverzeichnis
1. Definition: Was ist Freizeitausgleich?
Freizeitausgleich ist der Ausgleich von Überstunden oder Mehrarbeit durch Freizeit.
Arbeitnehmer, die mehr Stunden als vereinbart arbeiten, können diese zusätzliche Arbeitszeit durch freie Tage oder gekürzte Arbeitszeiten kompensieren.

Rechtsgrundlage für Zeitausgleich bietet § 3 des deutschen Arbeitszeitgesetzes (ArbZG), der die maximale Arbeitszeit auf acht Stunden pro Werktag beschränkt, jedoch mit der Möglichkeit, diese auf bis zu zehn Stunden zu erweitern, sofern ein entsprechender Ausgleich innerhalb von sechs Kalendermonaten erfolgt.
Ziel dieser Regelung ist es, Arbeitnehmer vor Überlastung zu schützen und gleichzeitig betriebliche Flexibilität zu ermöglichen.

Ein Konzept – zwei Begriffe
Freizeitausgleich ist kein gesetzlich definierter Begriff. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird Freizeitausgleich oft auch einfach synonym als Zeitausgleich bezeichnet.
2. Wie funktioniert Freizeitausgleich?
Freizeitausgleich wird oft im Rahmen eines Arbeitszeitkontos organisiert. Dabei werden Plusstunden erfasst und für spätere Freistellung gutgeschrieben. Moderne Tools wie timr helfen Unternehmen und Arbeitnehmern, Arbeitszeitkonten digital zu verwalten.
Hier einige Schritte, wie Freizeitausgleich typischerweise funktioniert:
2.1. Erfassung der Arbeitszeit
Mitarbeiter tragen ihre Arbeitszeiten laut gesetzlicher Vorgabe ein. Dokumentiert werden müssen Beginn, Ende und eventuell Pausen, abhängig vom Arbeitszeitmodell.
Die Arbeitszeiterfassung geschieht entweder manuell, etwa durch Arbeitszeiterfassungsbögen oder automatisiert durch digitale Zeiterfassungssysteme.


Wussten Sie, dass in Deutschland der Arbeitgeber verpflichtet ist, die Arbeitszeiten seiner Mitarbeiter zu erfassen? In unserem Artikel zur Zeiterfassungspflicht in Deutschland finden Sie die wichtigsten Informationen.
2.2. Berechnung von Plusstunden
Wenn Arbeitnehmer die vereinbarte Regelarbeitszeit überschreiten, wird diese Mehrarbeit dem Arbeitszeitkonto gutgeschrieben. Die Berechnung erfolgt in der Regel minutengenau.
Wichtig ist, dass Arbeitgeber und Arbeitnehmer vorab klare Regelungen zur Erfassung und Nutzung dieser Plusstunden treffen.

Nutzen Sie ein digitales Arbeitszeitkonto, um Plus- und Minusstunden automatisch zu erfassen. So haben Sie und Ihre Mitarbeiter alle Stunden jederzeit und in Echtzeit im Blick – mit nur wenigen Klicks.

2.3. Freizeit-Ausgleich
Arbeitgeber und Arbeitnehmer vereinbaren, wann und wie die angesammelten Stunden ausgeglichen werden. Dies kann stundenweise, durch einen halben oder ganzen Tag Freizeit geschehen.
Gerade bei flexiblen Arbeitszeitmodellen wie der Gleitzeit werden oft nur kleinere Zeiteinheiten ausgeglichen.

Definieren Sie einen Ausgleichszeitraum, damit der Mitarbeiter weiß, in welchem Zeitfenster er die Stunden ausgeglichen haben soll.
2.4. Arbeitszeitkonto
Ein Arbeitszeitkonto dient dabei zur Verwaltung des Freitzeitausgleichs. Dieses Konto sammelt nicht nur alle Plusstunden, sondern kann auch für flexible Arbeitsmodelle genutzt werden. Es gibt verschiedene Arten von Arbeitszeitkonten.

Wichtig
Arbeitgeber müssen sicherstellen, dass die gesammelten Stunden transparent und korrekt dokumentiert werden, damit Streitigkeiten vermieden werden können.
3. Was ist der Unterschied zwischen Freizeitausgleich und Urlaub?
Freizeitausgleich und Urlaub unterscheiden sich in ihrer rechtlichen Grundlage und ihrem Zweck:
- Freizeitausgleich: Bezieht sich auf Mehrarbeit und dient der Wiederherstellung des Gleichgewichts zwischen geleisteter und vereinbarter Arbeitszeit. Die Nutzung von Zeitausgleich setzt voraus, dass zuvor mehr als die vertraglich vereinbarten Stunden geleistet wurden.
- Urlaub: Ist im Bundesurlaubsgesetz (§ 1 BUrlG) geregelt und dient der Erholung. Jeder Arbeitnehmer hat Anspruch auf mindestens 20 Urlaubstage bei einer fünftägigen Arbeitswoche. Urlaub ist ein gesetzlich garantierter Anspruch, der unabhängig von geleisteter Mehrarbeit besteht.
3.1. Arbeitnehmerperspektive: Freizeitausgleich oder Urlaub nehmen?

Ob Zeitausgleich oder Urlaub die bessere Wahl ist, hängt von der individuellen Situation ab.
- Freitzeitausgleich bietet kurzfristige Flexibilität, etwa für private Termine, Behördengänge oder eine kurzzeitige Entlastung nach intensiven Arbeitsphasen.
- Urlaub eignet sich für längere Erholungsphasen und Reisen. Arbeitnehmer sollten sicherstellen, dass sie ihren gesetzlichen Urlaubsanspruch vollständig nutzen, da nicht genommener Urlaub in der Regel verfällt.

Beispiel
Wenn ein Arbeitnehmer spontan einen freien Nachmittag benötigt, kann Zeitausgleich die bessere Wahl sein. Plant er hingegen einen zweiwöchigen Urlaub im Ausland, sollte er Urlaubstage nutzen.
4. FAQ
Kann Freizeitausgleich angeordnet werden?
Kann Freizeitausgleich angeordnet werden?
Ja, ein Arbeitgeber kann Freizeitausgleich anordnen, sofern dies im Arbeits- oder Tarifvertrag geregelt ist. Eine einseitige Anordnung ohne vertragliche Grundlage ist jedoch nicht zulässig. Arbeitgeber sollten § 106 Gewerbeordnung (GewO) berücksichtigen, der das Weisungsrecht regelt.
Es empfiehlt sich, dass Arbeitgeber und Arbeitnehmer vorab klare Absprachen treffen. In einigen Tarifverträgen ist auch festgelegt, dass der Zeitausgleich nur mit Zustimmung des Arbeitnehmers erfolgen darf.
Wann verfällt Freizeitausgleich?
Wann verfällt Freizeitausgleich?
Freizeitausgleich kann verfallen, wenn keine klare Regelung zur Gültigkeitsdauer der angesammelten Stunden besteht.

Ein praktisches Beispiel
Ein Arbeitnehmer sammelt im Januar Plusstunden an. Ohne vertragliche Regelung könnten diese Stunden im Juli verfallen, wenn sie bis dahin nicht ausgeglichen wurden.

Gut zu wissen
Ansprüche verfallen nur, wenn der Mitarbeiter auch einmal darauf hingewiesen wird. Daher im besten Fall schriftlich und bereits bei Dienstantritt klären und schriftlich vereinbaren.
Auch Urlaub kann verfallen!
Für den gesetzlichen Mindesturlaub beträgt die Verjährungsfrist jedenfalls 3 Jahre (§ 195, BGB). In Tarif- oder Arbeitsverträgen kann auch ein Verfall nach sechs Monaten üblich sein. Machen Sie sich daher mit den für Sie geltenden Verträgen vertraut!
Was passiert, wenn Arbeitnehmer krank im Freizeitausgleich sind?
Was passiert, wenn Arbeitnehmer krank im Freizeitausgleich sind?
Erkrankt ein Arbeitnehmer während des Freizeitausgleichs, bleibt der Anspruch auf den Zeitausgleich bestehen. Krankheitstage werden nicht als „verbrauchter“ Zeitausgleich gewertet. Gemäß § 3 Entgeltfortzahlungsgesetz (EntgFG) haben Arbeitnehmer Anspruch auf Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, daher bleiben die Plusstunden in der Zeit unberührt. Minusstunden dürfen in dieser Zeit auch nicht entstehen.
Das bedeutet: Arbeitnehmer müssen die verlorene Zeit nicht nacharbeiten, sondern können den Freizeitausgleich zu einem späteren Zeitpunkt nachholen.
Kann Freizeitausgleich ausgezahlt werden?
Kann Freizeitausgleich ausgezahlt werden?
Grundsätzlich dient Zeitausgleich dem Ausgleich durch Freizeit. Eine Auszahlung der Plusstunden ist jedoch möglich, wenn dies im Arbeitsvertrag vereinbart wurde oder der Arbeitnehmer dies wünscht. In der Praxis wird dies oft bei Beendigung des Arbeitsverhältnisses relevant.
5. Tipps für Arbeitnehmer und Arbeitgeber
- Transparenz schaffen: Beide Parteien sollten sich auf klare Regelungen zur Arbeitszeiterfassung und zum Zeitausgleich einigen.
- Zeiterfassung optimieren: Digitale Zeiterfassungssysteme wie timr erleichtern die Verwaltung von Arbeitszeitkonten.
- Flexibilität nutzen: Freizeitausgleich kann eine wertvolle Ergänzung zum Urlaub sein, wenn kurzfristige Entlastung benötigt wird.
Freizeitausgleich ist ein wertvolles Instrument, um die Work-Life-Balance zu verbessern. Sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber profitieren von klaren Regelungen und einer transparenten Handhabung. Wer die Möglichkeiten des Zeitausgleichs effektiv nutzt, kann Arbeitszeiten besser an individuelle Bedürfnisse anpassen.