Kernarbeitszeit in Deutschland bei Gleitzeit: Möglichkeiten, Einführung & Beispiele

1. Definition: Was bedeutet Kernarbeitszeit?

Kernarbeitszeit ist ein festgelegtes Zeitfenster, in dem Mitarbeiter an ihrem Arbeitsplatz anwesend sein müssen.

2. Wozu dient die Kernarbeitszeit?

Die Kernarbeitszeit dient dazu, Planungssicherheit im Unternehmen zu schaffen und die Zusammenarbeit innerhalb von Teams zu erleichtern.

Denn: Während der Kernzeit herrscht für alle Mitarbeiter mit entsprechender Vereinbarung eine Anwesenheitspflicht am Arbeitsplatz.

Dies vereinfacht die Planung von Meetings sowie Teamabstimmungen und stellt gleichzeitig auch feste Erreichbarkeitszeiten für Kunden sicher.

3. Beispiel: Kernarbeitszeit mit Gleitzeit

Gleitzeit bezeichnet ein Arbeitszeitmodell, bei dem ein variabler Gleitzeitrahmen festgelegt wird. Dieser gibt den frühestmöglichen Beginn und das spätestmögliche Ende des Arbeitstages vor.

Zusätzlich dazu wird meist eine fixe Kernarbeitszeit vereinbart. Während dieser Zeit müssen die Mitarbeiter am Arbeitsplatz anwesend sein.

4. Regelungen zur Kernarbeitszeit in Deutschland

4.1. Wo ist die Kernarbeitszeit festgehalten?

Die konkrete Regelung von Gleitzeit oder Kernarbeitszeit erfolgt in der Regel durch Betriebsvereinbarungen oder individuelle Arbeitsverträge. Unternehmen haben somit die Möglichkeit, die Gleitzeit mit Kernarbeitszeit innerhalb des gesetzlichen Rahmens so zu gestalten, dass sie sowohl den betrieblichen Anforderungen als auch den Bedürfnissen der Mitarbeiter gerecht wird.

4.2. Wie wird die Kernarbeitszeit vereinbart?

Grundsätzlich erfordert die Einführung von Kernarbeitszeiten in Unternehmen eine schriftliche Vereinbarung.

In Unternehmen mit Betriebsrat wird die gleitende Arbeitszeit mit einer Kernzeit durch eine Betriebsvereinbarung festgelegt.

Denn der Betriebsrat hat bei Arbeitszeitregelungen ein weitreichendes Mitbestimmungsrecht. Dieser muss der Einführung oder Änderung von Gleitzeitregelungen im Unternehmen zustimmen (vgl. § 87 Abs. 1 Nr. 2 Betriebsverfassungsgesetz). In Unternehmen ohne Betriebsrat sollte eine schriftliche Gleitzeitvereinbarung mit jedem Arbeitnehmer einzeln getroffen werden – entweder im Arbeitsvertrag oder in einer eigenen Zusatzvereinbarung.

4.3. Wie lange darf die Kernarbeitszeit sein?

Die Dauer der Kernarbeitszeit wird nach Sinnhaftigkeit und Bedarf des Unternehmens gewählt.

Sie sollte jedoch in der Regel maximal 75% der vereinbarten täglichen Normalarbeitszeit betragen. Das bedeutet: Für eine Vollzeitbeschäftigung mit 8 Stunden pro Tag sollte die Kernzeit maximal 6 Stunden pro Tag betragen.

Dies stellt sicher, dass ausreichend Raum für ein Gleiten in der Arbeitszeit und Flexibilität vorhanden ist.

5. Was passiert bei einer Verletzung der Kernarbeitszeit?

5.1. Einmaliger Verstoß

In der Praxis wird bei einem einmaligen Verstoß zunächst geprüft, warum die Kernzeit nicht eingehalten wurde.

Der Arbeitgeber führt ein Gespräch mit dem betroffenen Mitarbeiter, um die Ursache zu klären. Dabei erinnert er den Arbeitnehmer an die Bedeutung der Kernarbeitszeit und weist darauf hin, dass deren Einhaltung Teil der Dienstpflicht ist.

Manche Arbeitgeber entscheiden sich jedoch auch für eine schriftliche Abmahnung. Vor allem dann, wenn durch die Verletzung der Kernarbeitszeit ein Schaden entstanden ist – z. B. finanzielle Verluste durch die Verzögerung eines wichtigen Projekts.

5.2. Wiederholte Verstöße

Wenn ein Mitarbeiter trotz vorheriger Abmahnung wiederholt die Kernarbeitszeit nicht einhält, folgt eine erneute Abmahnung.

Sollte sich das Verhalten dennoch nicht ändern, kann der Arbeitgeber eine verhaltensbedingte Kündigung aussprechen.

6. Kernarbeitszeit bei Homeoffice

Wenn eine Gleitzeitvereinbarung mit Kernzeit für Mitarbeiter besteht, muss die Kernarbeitszeit auch im Homeoffice eingehalten werden.

Das bedeutet: Beschäftigte müssen während der festgelegten Kernarbeitszeit anwesend und erreichbar sein (z. B. über Telefon, E-Mail, Messenger-Programme etc.).

7. Kernarbeitszeit bei Teilzeit

Bei Mitarbeitern in Teilzeit hängt die Regelung zur Kernarbeitszeit davon ab, wie ihre Arbeitszeit auf die einzelnen Arbeitstage verteilt ist.

Arbeitet ein Teilzeitmitarbeiter 16 Stunden pro Woche, verteilt auf zwei Anwesenheitstage, entspricht die Dauer eines Arbeitstages der einer Vollzeitkraft (8 Stunden). In diesem Fall wird für ihn in der Regel dieselbe Kernarbeitszeit wie für einen Vollzeitmitarbeiter gelten.

Anders verhält es sich, wenn diese 16 Stunden auf 4 Arbeitstage mit jeweils 4 Stunden verteilt sind. In diesem Fall sollte eine spezielle Regelung zur Kernarbeitszeit vereinbart werden. Mögliche Lösungen dazu könnten zum Beispiel so aussehen:

• Die betroffene Teilzeitkraft legt ihre 4 Stunden Arbeitszeit innerhalb der vereinbarten Kernarbeitszeit für Vollzeitmitarbeiter – sofern dieser Regelung keine persönlichen Umstände wie Kinderbetreuung entgegenstehen.
• Es wird für Teilzeitkräfte eine gesonderte Regelung zur Anwesenheit getroffen.
• Der betroffene Teilzeitmitarbeiter darf nach Erledigung seiner täglich vereinbarten Stunden den Arbeitsplatz verlassen, auch wenn die Kernarbeitszeit noch läuft.

8. Kernarbeitszeit und Vertrauensarbeitszeit

Die Kernarbeitszeit und die Vertrauensarbeitszeit unterscheiden sich in ihrer Flexibilität.

So gibt die Kernarbeitszeit ein festes Zeitfenster vor, in dem Mitarbeiter am Arbeitsplatz anwesend sein müssen.

Bei der Vertrauensarbeitszeit hingegen können Beschäftigte ihre Arbeitszeiten selbstständig und eigenverantwortlich einteilen. Der Arbeitgeber vertraut darauf, dass die Mitarbeiter die vereinbarten Ziele und Aufgaben termingerecht erfüllen.

9. Das sind die Vorteile und Nachteile von Kernarbeitszeit

10. Zeiterfassung und Kernarbeitszeit

10.1. Wie gelingt die Einführung der Kernarbeitszeit im Unternehmen?

Nutzen Sie diese Schritt-für-Schritt-Anleitung, um die Kernarbeitszeit in Ihrem Unternehmen einzuführen:

1. Bedarf und Ziele analysieren

Prüfen Sie zunächst den Bedarf für eine Kernarbeitszeit in Ihrem Unternehmen. Welche Abteilungen oder Teams profitieren von festen Arbeitszeiten? Wann ist die Anwesenheit von allen Mitarbeitern notwendig? Welche Unternehmensziele sollen durch die Einführung der Kernarbeitszeit unterstützt werden (z. B. Einhaltung von Projektzeiten, Verbesserung der Zusammenarbeit)?

2. Beteiligte miteinbeziehen

Binden Sie Teamleitungen und Mitarbeiter frühzeitig ein, um ihre Perspektiven zu berücksichtigen. Ist ein Betriebsrat vorhanden, muss dieser zwingend in den Entscheidungsprozess eingebunden werden.

3. Kernarbeitszeit festlegen

Definieren Sie die Kernarbeitszeit, in der die Mitarbeiter am Arbeitsplatz anwesend sein müssen. Diese können entweder einheitlich für alle Beschäftigten oder für einzelne Teams bzw. Abteilungen bestimmt werden – je nach den Anforderungen in Ihrem Unternehmen. Berücksichtigen Sie bei der Festlegung der Kernarbeitszeit auch Arbeitszeitmodelle wie Teilzeit.

4. Abwesenheiten regeln

Bestimmen Sie, wie mit Krankheit, Arztterminen oder anderen Abwesenheiten umgegangen wird. Legen Sie klare und faire Regelungen fest, um die Einhaltung der Kernarbeitszeit auch in solchen Fällen sicherzustellen.

5. Neue Regelungen festhalten & kommunizieren

Halten Sie alle Regelungen zur Kernarbeitszeit schriftlich fest und sorgen Sie dafür, dass diese für alle Mitarbeiter zugänglich sind. Dies kann in Betriebsvereinbarungen, Dienstanweisungen oder im Arbeitsvertrag vereinbart werden. 

6. Lösung für Arbeitszeiterfassung einsetzen

Nutzen Sie eine digitale Zeiterfassungssoftware, um die Arbeitszeiten korrekt zu dokumentieren. Dies hilft auch dabei, die Einhaltung der Kernarbeitszeit zu überwachen.

10.2. Wie können Arbeitgeber die Kernarbeitszeit überprüfen?

Mit einer elektronischen Zeiterfassungssoftware wie timr lässt sich die Einhaltung der Kernarbeitszeit einfach überwachen. Das System erfasst genau, wann ein Mitarbeiter seine Arbeit beginnt und beendet. Dies stellt sicher, dass er zur festgelegten Kernarbeitszeit am Arbeitsplatz anwesend ist und seiner Arbeit nachgeht.

Außerdem erkennen Sie sofort Abweichungen, sodass Sie schnell reagieren können, falls ein Mitarbeiter die vereinbarte Kernarbeitszeit nicht einhält.

11. Häufige Fragen zur Kernarbeitszeit

Können Abteilungen unterschiedliche Kernarbeitszeiten haben?

Ja, es ist möglich, dass verschiedene Abteilungen innerhalb eines Unternehmens unterschiedliche Kernarbeitszeiten haben. Dies kann sinnvoll sein, wenn die Anforderungen oder Arbeitsabläufe in den jeweiligen Bereichen variieren.

Muss die Kernarbeitszeit im Arbeitsvertrag stehen?

Nein, die Kernarbeitszeit muss nicht zwingend im Arbeitsvertrag festgelegt werden. In Unternehmen ohne Betriebsrat kann der Arbeitgeber die Kernarbeitszeit auch durch eine Dienstanweisung einführen.

In Unternehmen mit Betriebsrat wird sie durch eine Betriebsvereinbarung geregelt, da der Betriebsrat bei Arbeitszeitregelungen mitbestimmen darf.

Was ist der Unterschied zwischen Gleitzeit und Kernarbeitszeit?

Gleitzeit erlaubt es den Mitarbeitern, ihre Arbeitszeit innerhalb eines festgelegten Zeitrahmens flexibel zu gestalten. Die Kernarbeitszeit hingegen definiert einen festen Zeitraum, in dem die Mitarbeiter am Arbeitsplatz anwesend sein müssen. Häufig wird in Unternehmen eine Gleitzeitregelung mit einer Kernarbeitszeit vereinbart.