Gleitzeit – Was Sie alles wissen müssen

Kunigunde Leitner
14. September 2022

Die Arbeitswelt ist bereits seit einigen Jahren in stetigem Wandel – insbesondere was die Ausgestaltung der Arbeitszeit betrifft. Viele Unternehmen setzen inzwischen auf mehr Flexibilität und eine Auflösung der bisher eher starren Regelungen. Vor allem Gleitzeit spielt dabei eine große Rolle. Es ist die bekannteste und bisher auch am weitesten verbreitete Form flexibler Arbeit und ermöglicht Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern mehr Selbstbestimmung, was die Einteilung der Arbeitszeit betrifft.

1. Die häufigsten Fragen zum Thema Gleitzeit

1.1 Was ist Gleitzeit?

Gleitzeit ist ein Arbeitszeitmodell, das Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern erlaubt ihre Arbeitszeit innerhalb eines gewissen Rahmens frei einzuteilen. In der Regel bedeutet das, dass die Beschäftigten den Arbeitsbeginn und das Ende eines Arbeitstages selbst bestimmen, solange dabei ein paar Grundregeln eingehalten werden.

Eine solche Grundregel ist unter anderem ein so genannter Gleitzeitrahmen. Dieser legt fest, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich den Arbeitstag zum Beispiel zwischen 7 und 19 Uhr frei einteilen.

Durch die größere Flexibilität, die gleitende Arbeitszeit mit sich bringt, können Beschäftigte Beruf und Privatleben besser vereinbaren. Gleitzeitarbeit ist deshalb natürlich entsprechend beliebt und mittlerweile auch in vielen Betrieben Usus.

Beachten Sie!

Auch für Gleitzeit gelten die gesetzlichen Regelungen zur Arbeitszeit.

Rechtliche Vorgaben zur maximalen täglichen ArbeitszeitPausenregelungen und Ruhezeiten oder auch Höchtstarbeitszeiten für bestimmte Gruppen von Beschäftigten wie Jugendliche und Schwangere sind zu beachten.

Vergessen Sie auch nicht die Arbeitszeit entsprechend des Arbeitszeitgesetzes zu dokumentieren.

1.2 Wann ist Gleitzeit sinnvoll?

Gleitzeit ist für allem für jene Branchen und Tätigkeitsbereiche sinnvoll, in denen es nicht ausschlaggebend ist, wann eine bestimmte Aufgabe erledigt wird oder ob und wann ein Mitarbeiter anwesend ist.

In Bereichen wie der Gastronomie, der Produktion oder beispielsweise auch in Gesundheitsberufen wird sich Gleitzeit aufgrund der jeweiligen Rahmenbedingungen hingegen kaum umsetzen lassen.

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1.3 Was ist Gleitzeit mit Kernarbeitszeit?

Eine vollkommen freie Zeiteinteilung ist in gewissen Bereichen einfach nicht möglich. Insbesondere bei Tätigkeiten mit Kundenkontakt oder auch im Rahmen von Projektarbeiten muss eine gewissen Erreichbarkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu bestimmten Zeiten gewährleistet sein.

In diesem Fall ist es üblich im Rahmen der Gleitzeitvereinbarung eine Kernzeit zu vereinbaren. Darunter wird ein Zeitraum verstanden, in dem Anwesenheitspflicht herrscht.

Eine Gleitzeitregelung bietet Mitarbeitern mehr Flexibilität und eine bessere Work-Life-Balance.
Das Unternehmen wiederum profitiert bei gleitender Arbeitszeit von motivierteren Mitarbeitern.

Darüber hinaus können die Beschäftigten selbst entscheiden, wann Sie zu arbeiten beginnen oder Feierabend machen.

Beispiele für Kernzeit:

  • Kernzeit von 9 bis 12 Uhr und von 13 bis 16 Uhr
  • Kernzeit von 10 bis 15 Uhr

1.4 Was sind Gleittage?

Gleitende Arbeitszeit gibt Beschäftigten nicht nur die Möglichkeit sich die Arbeitszeit innerhalb eines Arbeitstages individuell einzuteilen. In vielen Unternehmen ist es gang und gäbe, dass Stunden über einen längeren Zeitraum hinweg aufgebaut und später wieder abgebaut werden können.

Werden diese Überstunden als ganze freie Tage wieder abgebaut, spricht man von Gleittagen. Beschäftigte nehmen in diesem Fall also einen ganzen Tag frei, um ihre Überstunden als Gleitzeitausgleich wieder zu reduzieren.

In der Regel ist in einer Betriebsvereinbarung festgelegt, unter welchen Umständen Beschäftigte solche Gleittage in Anspruch nehmen können. Üblicherweise werden solche Gleittage aber wie Urlaubstage gehandhabt. Das heißt, als Beschäftigter beantragt man einen freien Tag und bekommt diesen von seiten des Arbeitgebers genehmigt.

1.5 Werden Überstunden im Rahmen von Gleitzeit bezahlt?

Gleitzeit ermöglicht Beschäftigten die freie Einteilung ihrer Arbeitszeit. Das bedeutet, dass Beschäftigte Plusstunden innerhalb des Gleitzeitrahmens auf- und wieder abbauen können. Als Folge davon gibt es bei Gleitzeit weniger klassische Überstunden. Trotzdem können natürlich auch im Rahmen der Gleitzeit Überstunden anfallen, die in der Regel entsprechend gesetzlicher Vorschriften und vertraglicher Vereinbarungen auch zu vergüten sind. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn der Gleitzeitrahmen oder die tägliche Höchstarbeitszeit überschritten wird. Ausschlaggebend ist jedenfalls, wie Überstunden in der Gleitzeitvereinbarung geregelt wurden.

Achtung!
Die gesetzlichen Regelungen in Österreich und der Schweiz verpflichten den Arbeitgeber grundsätzlich zur Zeiterfassung.

Mit dem EuGH Urteil von Mai 2019 wird in Zukunft EU-weit eine generelle Pflicht zur Arbeitszeiterfassung kommen. Aber auch jetzt schon sind in Deutschland nach aktueller Gesetzeslage jedenfalls Überstunden zu dokumentieren.

1.6 Wo wird die Gleitzeit geregelt? – Die Gleitzeitvereinbarung

Gleitzeit wird im Unternehmen normalerweise im Rahmen einer Betriebsvereinbarung – also in einer Vereinbarung zwischen Geschäftsleitung und Arbeitnehmervertretung – geregelt. Einzelvertragliche Lösungen sind die Ausnahme.

Derartige Regelungen sind jedenfalls schriftlich festzuhalten und demnach auch verbindlich für alle Beteiligten. Gibt es im Unternehmen einen Betriebsrat, hat dieser ein Mitbestimmungsrecht was die Ausgestaltung der Gleitzeitvereinbarung betrifft.

Wichtig – auch bei gleitender Arbeitszeit gelten natürlich die gesetzlichen Regelungen zur Arbeitszeit!


Sie müssen auch bei Gleitzeitarbeit auf die Einhaltung unter anderem folgender Bestimmungen des Arbeitsrechts achten:

  • Grenzen der Höchstarbeitszeit
  • Gesetzlich vorgesehene Pausenzeiten
  • Tägliche und wöchentliche Ruhezeiten sowie die Feiertagsruhe
  • Pflicht zur Arbeitszeiterfassung

2. Was beinhaltet eine Gleitzeitvereinbarung?

Im Grunde genommenen ist eine Gleitzeitvereinbarung nichts anderes als ein Vertrag und ist daher auch entsprechend aufgebaut. In der Vereinbarung halten die Vertragsparteien – also Beschäftigte und Unternehmen – fest, was vereinbart wird, für wen die Gleitzeitregelung gilt und welche weitere Regelungen zu beachten sind.

Folgende Punkte sollte eine Gleitzeitvereinbarung abdecken:

  • Festlegung eines Gleitzeitrahmens
  • Definition einer Kernarbeitszeit, falls das für den reibungslosen Ablauf des Betriebs notwendig ist
  • Mögliche bzw. notwendige Beschränkungen der Gleitzeit
  • Regelung zur Handhabung von Überstunden
  • Sonstige Regelungen, zum Beispiel Bestimmungen dazu, wann Gleitzeitstunden abgebaut werden können oder auch müssen
  • Hinweis auf die geltenden arbeitsrechtlichen Bestimmungen

Vergessen Sie nicht:
Damit die Vereinbarung ihre Gültigkeit hat, müssen beide Seiten – Arbeitgeber und Beschäftigte – diese unterschreiben!

3. So funktioniert Gleitzeitarbeit – Das Stundenkonto als Basis

Bei Gleitzeit gibt es keine fixen, sondern flexible Arbeitszeiten. So können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter innerhalb eines zeitlichen Rahmens frei entscheiden, wann sie zu arbeiten beginnen und Feierabend machen. In der Regel können die Beschäftigten auch über einen längeren Zeitraum hinweg Plusstunden auf- und wieder abbauen. Ein Gleitzeitmodell zeichnet sich daher durch große Flexibilität aus, auch wenn als Grundlage selbstverständlich eine vertraglich vereinbarte wöchentliche Sollarbeitszeit existiert.

Um trotz der flexiblen Gestaltung der Arbeitszeit nicht den Überblick zu verlieren und vor allem auch um die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften sicherstellen zu können, ist ein Arbeitszeitkonto mit Stunden- und Urlaubssaldo eine wichtige Hilfestellung. Hier bietet besonders digitale Arbeitszeiterfassung umfassende und gleichzeitig einfache Möglichkeiten.

Mit einer digitalen Zeiterfassung wie timr erfassen die Beschäftigten ihre Arbeitszeiten täglich mit einer digitalen Stechuhr per Start/Stop. Das Zeiterfassungssystem zählt die Arbeitszeiten zusammen und errechnet automatisch, ob Plus- oder Minusstunden am Konto sind. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben so jederzeit einen Überblick über ihre Arbeitszeiten.

Ein gutes Zeiterfassungssystem berechnet automatisch den aktuellen Stundenstand am Gleitzeitkonto und erlaubt das Hinterlegen relevanter Regeln der Gleitzeitvereinbarung.

Ein gutes Zeiterfassungssystem erlaubt außerdem das Hinterlegen des Gleitzeitrahmens inklusive Kernzeiten. Zusätzlich können Arbeitgeber gesetzliche Regelungen wie Vorgaben zur Höchstarbeitszeit, oder zu Ruhe- und Pausenzeiten ebenfalls definieren.

Bei timr überprüft das System automatisch ob die hinterlegten Regeln eingehalten werden. Ist das nicht der Fall, erhalten sowohl Vorgesetzte als auch der Mitarbeiter selbst einen Warnhinweis.

Der administrative Aufwand wird so für die Personalverantwortlichen gering gehalten. Die Beschäftigten haben alle Informationen jederzeit zur Hand.

Den Stundenzettel erstellen Sie auf Knopfdruck.

4. Vorteile und Nachteile von Gleitzeit für Unternehmen & Mitarbeiter

VorteileNachteile
Hohe Akzeptanz bei den BeschäftigtenVertragliche Vereinbarung notwendig
Für viele Unternehmensbereiche geeignet und umsetzbarBetriebsrat muss eingebunden werden
Ausdehnung der Anwesenheitszeiten und damit bessere Erreichbarkeit aller UnternehmensabteilungenNicht in allen Unternehmensbereichen möglich
Arbeitspensum kann an Auftragslage angepasst werdenEventuell mehr Aufwand für Koordination und Abstimmung der Belegschaft untereinander
Weniger Fehlzeiten, da Beschäftigte berufliche und private Termine besser koordinieren könnenUnzufriedenheit bei Beschäftigten in Abteilungen wo Gleitzeit nicht möglich ist
Steigerung der Arbeitsmotivation und Loyalität bei den Beschäftigten

5. Vorteile und Nachteile der Gleitzeit für Mitarbeiter

VorteileNachteile
Bessere Work-Life-Balance und dadurch mehr Motivation im JobNicht für jede Arbeit ist ein Gleitzeitmodell geeignet
Kein Stress am Arbeitsweg, wenn der Arbeitsbeginn nicht auf die Minute genau sein mussKollegen sind nicht jederzeit erreichbar
Der eigene Tagesrhythmus und persönliche Vorlieben können berücksichtigt werden (Frühaufsteher oder Morgenmuffel)Beschäftigte müssen selbst darauf achten arbeitsrechtliche Vorgaben zu erfüllen
Berufliche und private Termine können besser koordiniert werden